von © Gerhard Berner, Bamberg



Baubericht für Kellergeister Teil 1
Alles fing an als ich 1977 in einer Zeitschrift – welche weiß ich nicht mehr – einen Bericht über Dampfschiffe auf dem Mississippi las.
Der Bericht führte mich zur Adresse von Manfred H. Müller (inzwischen zumindest nach meinen Informationen verstorben) und damit zum Katalog Nr. 2 Ausgabe 1976.
Als letzte Auflage des Kataloges besitze ich die Auflage Nr. 4 vermutlich aus dem Jahr 1981. Die Kataloge vom Manfred H. Müller waren von Anfang an mehr der Informationsverbreitung als dem Darstellen des Angebotes gewid-met und sind deshalb noch quasi ein Nachschlagewerk für mich.
Ich fand anhand dieses Kataloges die „Valley Belle“ interessant und erwarb im Juni 1977 1 Planpaket (bestehend aus 2 Plänen, 1 Zusatzplan im Maßstab 1:32 und 1 Satz Photos und das Buch „The Western Rivers Steamboat Cyclopoedium“ von Alan L. Bates aus dem Jahr 1968 in Englisch geschrieben.
Mit der Familie (4 Personen) in einer 3-Zimmerwohnung erschien mir ein sofortiger Baubeginn etwas kritisch. Also einlesen in Pläne und Bücher und träumen.
Die „Valley Belle“ ließ mich nicht mehr los. Nach Umzug in ein eigenes Haus war es möglich im Dachgeschoß eine Werkstatt (ca. 4 x 4m²) einzurichten.
Am 2.7.1983 besuchte ich Manfred H. Müller in Bad Brückenau und vereinbarte mit ihm die Lieferung eines Baukastens und einer Übersetzung ohne Zeichnungen (erschienen 1977) des „The Western Rivers Steamboat Cyclopoedium“ von Manfred H. Müller m.E. ein Standardwerk für Modellbauer für amerikanische Steamboats.
Der Bausatz (9 kg) wurde schließlich am 19.9.1983 per Bahnexpress (das gab’s damals noch) und Spedition (Express-Rollfuhr) frei Haus geliefert.
Der Bau begann dann im Oktober 1983.
Dazu erwarb ich später u.a. einen Bauplan der „Valley Belle“ mit dem dazugehörigen Showboat im Maßstab 1:96 von Alan L. Bates etliche Fotosätze z.T. von Modellen.
Bis bald bei der Fortsetzung
und immer 5 cm Wasser unter dem Kiel
Baubericht für Kellergeister Teil 2
Nachdem die gröbsten Arbeiten am Hausbau abgeschlossen waren wurde 1980 der Rumpfbau in Angriff genommen. Die Bugseiten und die Teilspanten wurden aus 10mm Sperrholz erstellt und miteinander verleimt und ge-schraubt. Dabei hat mir eine Kreissäge gute Dienste geleistet, die im Rah-men des Hausbaues angeschafft wurde. Zur Versteifung wurden Kiefer-leisten 6×6 und 10×5 eingesetzt, verleimt und verstiftet.
Der Rumpfboden wurde aus 1 mm Sperrholz aufgeleimt und verstiftet. Die Nagelköpfe wurden versenkt – bei 1mm Holz naja gelungen. Die Freude kam erst beim Verspachteln auf.
Abschließend wurde das sogenannte Hog-Chain-System gefertigt. Dafür waren insgesamt 6 „Köcher“ für die Aufnahme von 6×6 Kiefernleisten (alle unterschiedlich schräg gestellt) aus jeweils 4 Teilen 3 mm Sperrholz verleimt. Dabei half mir wieder die Baukreissäge, die einen recht guten Winkelanschlag hatte. Diese „Köcher“ wurden unten mit einer Nut versehen und auf die 6×6 Leisten des Rumpfbodens geleimt. Die schrägen 6×6 Leisten wurden nicht mit dem „Köcher“ verleimt, sondern bleiben steckbar.
Nach längerem Suchen in den Tiefen der Dateistrukturen des Rechners ist es mit gelungen noch diese 4 Bilder vom Ergebnis des Rumpfbaus zu entdecken.
Bis bald bei der Fortsetzung
und immer 5 cm Wasser unter dem Kiel
bye Gerhard




Baubericht für Kellergeister Teil 3
Nach dem Bau des groben Rumpfes kam eine lange Baupause (Kinder und Beruf auswärts). Erst 2012 habe ich ernsthaft weitergebaut.
Im Vorfeld habe ich viele Versuche gemacht, ob und wie ich die Einzelteile des Schaufelrades ohne großen Aufwand aber sehr präzise bauen kann.
In diesem Zeitraum habe ich mich theoretisch sehr viel mit 3D-Kontruktionsprogrammen und CNC-Fräsen beschäftigt. Zugegeben für den Bau der Valley Belle hat es zunächst nur wenig Fortschritt gebracht, aber es hat einige Möglichkeiten auch für die Zukunft geöffnet. Meine beruflich bedingte computeraffine Einstellung hat mich dabei natürlich vorangetrieben. Die Lösung die vier Haupträder („Sternwheel“) aus Sperrholz zu fertigen wurde frühzeitig – mangels Fähigkeit? – eingestellt und eine 2-dimensionale Konstruktion gezeichnet. Auch die Verwendung von Sperrholz schien mir für ein Schaufelrad nicht ratsam.



Die Zeichnungen wurden in hervorragender Qualität von der Fa. „Modellbau Lassek“ in die benötigten Bauteile umgesetzt. Und dann begann eine fieselige Arbeitsphase mit dem Lackieren (verwendet wurde eine Airbrush) und dem Verschrauben.



beiden Naben am Stern
Und dann ging’s los. Verschrauben von 2 Naben mit dem Stern (26 Stück 1mm Messingschrauben und 26 Muttern). Mehr als einen Stern habe ich am Abend nicht geschafft.


Danach das gleiche mit 2 Außenringen und dem Stern (wiederum 26 Verschraubungen) zusammen pro Stern 52 Verschraubungen.


Irgendwann waren alle Sterne fertig. Also 208 Verschraubungen.


Dann kamen die Paddels. 32 Paddels an 4 Sternen befestigen. 0,5mm Messingdraht durch ein Paddelloch am Stern vorbei durch ein entsprechend gebohrtes 0,5mm Messingblech und auf der anderen Seite zurück. Dann beide Enden mit einem Tropfen Lötzinn fixieren. Das Ganze pro Paddel 8mal für 13 Paddels ergibt 104 Messingdrähte anbringen. Dabei darauf achten, dass die Sterne nicht eiern und das Ganze während der Montage einigermaßen ruhig stehen
bleibt.


Bis bald zum nächsten Teil.
Baubericht für Kellergeister Teil 4
Nun wollte ich unbedingt sehen wie das Schaufelrad am Rumpf aussieht. Im ersten Versuch fertigte ich den eigentlich Achsträger aus 3mm Messing, der dann beidseitig mit 0,5mm Sperrholz verkleidet werden sollte.
Beim Einbau der Achsträger wurden diese über Längsspanten mit dem Rumpf verbunden, dabei wurden gleichzeitig die „Köcher“ für die letzten beiden schrägen Streben (aus 6mm Kieferleisten) und die beiden abschließenden senkrechten Streben (aus 6x6mm Messing-Profil) des Hog-Chain-Systems eingebaut. Die senkrechten Streben stabilisieren (wie im Original) später die Ausleger mit dem Schaufelrad.



Nach Fertigstellung dieser Arbeiten bekam ich Bedenken wegen des hohen Gewichts der Messingausleger. Zunächst wurde aus 1mm Sperrholz eine Schablone gefertigt, die Ausleger wurden dann aus 3mm Epoxidplatte gefertigt.
Das Bild zeigt den ersten Fehlversuch in Epoxid (jaja meine Fertigkeiten mit der Laubsäge). Die tatsächlich eingebauten Ausleger gelangen dann deutlich besser.

Daneben wurden die drei Ruder aus drei Schichten Sperrholz mit eingelegtem, abgewinkeltem Messingstab gefertigt.

Bis bald zu nächsten Teil.
Baubericht für Kellergeister Teil 5
Hallo, da bin ich wieder,
der nächste Schritt waren die Aufbauten auf dem Maindeck.
Zunächst ein Gesamtüberblick zu den Aufbauten aus dem Maindeck:
Hier sind im Original alle benötigten Bereiche für den Antrieb untergebracht, lediglich ein kleiner Teil konnte für
Ladegut genutzt werden. Vom Bug zum Heck sind folgende Teilaufbauten vorhanden:
-2 Kohlebunker dazwischen die Treppe zum Boilerdeck (Decke über dem „Erdgeschoss“ d.h. dem Maindeck),
– Kesselraum (der Raum für Feuerung und Dampfkessel)
– der Maschinenraum (nur Dampfmaschine).
Alle Außenwände und Seitenwände auf dem Maindeck wurden aus einem Verbund von 2 mm Sperrholz und 2 mm Nutbrettern hergestellt. Die Nutbretter wurden mit UHU „gelb“ auf das Sperrholz geklebt um einen Verzug zu vermeiden (hat funktioniert). In den Ecken und zusätzlich auf der Innenseite wurden die Außenwände mit 4×4 mm Kieferleisten verstärkt.
Die Nutbretter wurden dem Verlauf des Maindecks angepasst und sind nicht parallel zum Rumpfboden angebracht.
Kohlebunker:
Die Eckverstärkungen und Randverstärkungen stehen nach unten über und werden in Aussparung der Rumpfver-stärkung gesteckt. Die Nutbretter werden vertikal an den vorderen Ecken auf 45° Grad geschliffen und eng verleimt, damit eine saubere Kante entsteht. Die Nutbretter verlaufen auf gleicher Höhe um die Ecken. An den Vorderseiten der Bunker befindet sich jeweils eine Luke, die nicht zu öffnen ist und durch eine ein senkrecht eingepasstes Dielenstück inklusive Fensterbank angedeutet wird.
Kesselraum:
Dieser Raum für Feuerung und Dampfkessel bekam 4 kurze Seitenwände und 6 zusätzliche Stützen. Die Seitenwände erhielten 4×4 mm Kieferleisten als Verstärkung die nach oben und unten überstehen. Im Rumpf werden Taschen erstellt, in die die fertigen Seitenwände eingesteckt werden. Die obere Überstände werden später in entsprechenden Taschen an der Unterseite des Boilerdecks gehalten. Daneben werden zwischen den Kohlebunkern und den Seitenwänden auf jeder Seite 3 zusätzliche Streben zur Stützung des Boilerdecks angebracht.
Die Kohlebunker, die Seitenwände und auch die einfachen Streben sind später auch am fertigen Modell entfernbar, um den Zugang zum Rumpfinneren zu ermöglichen. Dieses Vorgehen hat auch erheblich Vorteile bei der Lackierung (weniger Abkleben).
Maschinenraum:
Im Gegensatz zu Kohlebunkern und Kesselraum ist der Maschinenraum fest mit dem Rumpf verbunden. Der Zugang
wird später durch die Abnehmbarkeit des gesamten Boilerdecks geschaffen.
Die Fensterrahmen wurden aus Messing (L-Profile) auf Gehrung geschnitten und inklusive der senkrechten Teile verlötet und eingepasst. Die Türaussparungen erhalten später Türstöcke und eine Schwelle.
Als Trennung zwischen Kesselraum und Maschinenraum wurde eine 3mm Sperrholzwand eingepasst – aber nur gesteckt.
Beim Bau des Maschinenraums wurde der Rudersteg für die 3 Ruder zwischen den Öffnungen für die Pitmans (Antriebsstangen) erstellt und eingebaut. Für den Boden im Raum für Feuerung und Dampfkessel wurden 3 Teile aus 3mm Sperrholz gefertigt. Diese liegen nur lose auf (Zugang zum Rumpfinneren).





Bis bald zum nächsten Teil.
Baubericht für Kellergeister Teil 6
Und dann muß das Boilerdeck drauf.
Das Boilerdeck ist das längste Bauteil aus 1 mm Sperrholz und hat eine Längs- und eine Querwölbung. In das
Boilerdeck wurden deshalb die Aussparungen erst nach am Ende der Arbeiten am Boilerdeck eingebracht.
Als Erstes wurden die Aussparungen für die Stützen, die vom Maindeck kommen, hergestellt. Die Stützen und
Seitenwände einbauen, vier 3×5 mm Kieferleisten mit Klemmen an den Überständen der Stützen befestigen und
mit 4×4 mm Stückchen Kieferleisten die Taschen zur Aufnahme der Stützen fertigen.
Geklebt wurde wie fast überall mit wasserfestem Holzleim. Das machte hier ziemlich Schwierigkeiten Also antrocknen, abnehmen, saubermachen, leicht abbinden lassen und dann zum endgültigen Abbinden wieder aufsetzen.
Als Unterzüge für das Deck wurden 26 Sparren aus 3 mm Sperrholz benötigt. Hier schlug wieder einmal meine
Faulheit zu. Es musste ein Portalfräse her. Aus Kostengründen wurde ein Bausatz beschafft und damit ging die
Arbeit los.
Die letzten Monate meiner beruflichen Tätigkeit waren mit dem Bau und der Einarbeitung in CAD-Programm, Steuerungs-Programm und Bedienung der Fräse gefüllt. Letztendlich wurden die Sparren gefräst und nicht mühsam
mit der Laubsäge gefertigt. Der Zeitaufwand mit der Fräse war zwar deutlich höher, aber ich habe eine Menge gelernt. Die Sparren auf der Unterseite des Boilerdecks wurde mit Klemmen an den beiden Enden auf das Boilerdeck geleimt. Die Querwölbung reichte für den benötigten Anpressdruck über den gesamten Spann.



Im nächsten Schnitt wurden die kleinen Aussparungen im Boilerdeck (Füllöffnung für die Kohlenbunker), Aussparung für den Treppenaufgang, die Schlote und die Stützen des Hog-Chain-Systems erstellt. Die Stützen des Hog-Chain-Systems wurden eingesteckt (sie sind auch später entnehmbar) und das Deck aufgelegt.
Zu Anpassung des Boilerdecks an die Längswölbung wurde es mit Gummis verspannt, Für eine gleichmäßige
Wölbung wurde ein 3×5 mm Kieferleiste angelegt. Abschließend wurden die großen Ausschnitte für den Kessel und den Maschinen-Raum hergestellt.



Ab diesem Zeitpunkt wurde das mit einigen Gummibändern in Baupausen mit dem Rumpf verspannt, um die
Längswölbung zu erhalten.


Bis bald zum nächsten Teil.
Baubericht für Kellergeister Teil 7
Hallo tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.
Vor diesem Bauabschnitt musste ich in eine neue kleinere Wohnung umziehen und hatte damit nur noch eine Werkstatt in einem unbeheizten Dachboden zur Verfügung – aber besser als gar nichts. Inzwischen zeichnet sich nach Verhandlungen mit dem Hausbesitzer eine Lösung mit einem ausgebauten, beheizbaren Dachgeschossraum ab.
Der Kabinenbau auf dem Boilerdeck war dran.
Dieses Teil wurde aufgebaut aus
– 2 Längsseiten mit jeweils 3 Tür-, 5 großen Fenster- und 5 kleinen Fensterausschnitten,
– 2 Querseiten mit insgesamt 3 Türausschnitten und 2 Zwischenwänden mit jeweils einem Türausschnitt,
– einer Unmenge von 4×4 mm Kiefernleiste zur Verstärkung, und längs Verstärkungsleisten oben und unten
aufgebaut.
In die Fenster und Türen wurden Rahmen, Fensterbänke, Türschwellen und Fensterkreuze eingebaut . Eine Arbeit, die nach heutigem Wissenstand so nicht mehr machen würde, aber dazu später.
Die Spannarbeiten bei Verleimen waren mit erheblichem Aufwand verbunden.
Kritisch war die Verleimung der Verstärkungsleisten und des Daches, weil die Aufbauten auf dem Maindeck die bei den Originalen vorhandenen Aufbiegungen an Bug und Heck (Folge des Chainsystems zur Längsstabilität des gesamten Schiffes – Bug und Heck werden hochgezogen und damit die Lasten gleichmäßig über das gesamte Schiff verteilt) aufweisen müssen. Einen Teil der der Stützen des Chainsystems sieht man in den folgenden Bildern.
Das Dach über den Kabinen wurde zunächst auf dem Kopf aufgebaut und dann mit dem Korpus in der gleichen Biegung verleimt.






Bis bald zum nächsten Teil.
Baubericht für Kellergeister Teil 8
…liegt mir leider nicht vor…
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